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Interview mit Werner Pfeil #Autoreninterview

  • Autorenbild: bookexplorer
    bookexplorer
  • 4. Feb. 2019
  • 7 Min. Lesezeit

Und wieder habe ich einen Regional Krimi gelesen. Der neuste Band der "Senne Krimis" Kat im Wat wird euch HIER als neue Rezension vorgestellt!

Außerdem konnte ich mit dem Autoren der Senne Krimis ein Interview führen. Hierbei beantwortet er interessante Fragen und verrät schon ein paar Details zum 6. Band seiner Reihe:

Autor Werner Pfeil


1. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Werner Pfeil ist ein jung gebliebener Pensionär und Familienmensch, dem Freundschaft und Kameradschaft sehr wichtig sind. Er ist kreativ, neuem gegenüber aufgeschlossen und verfügt über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er kann fürchterlich stur sein und Mitmenschen bis zur Weißglut treiben.


2. Wann und wie haben Sie begonnen zu schreiben?

Stellen Sie sich vor, sie schauen am Sonntag zusammen mit Ihrem Partner Tatort und nach fünf Minuten sagt er … der iss et! Wenn diese Person mit dem Tipp auch noch richtig liegt, geht Ihnen das irgendwann mächtig auf den Keks. So ging es meiner Freundin mit mir, so dass wir teilweise in getrennten Räumen geschaut haben. Ich habe mich einige Wochen später zur verhängnisvollen Sichtweise hinreißen lassen, dass Drehbücher oft leicht zu durchschauen sind. Ihre Reaktion damals; »dann schreib doch selbst mal einen Kriminalroman. Du wirst sehen, wie schwer das ist!« Provozierend so eine Aussage, oder? Ich habe sie ernst genommen und vor allem beim Wort. Also habe ich mich im Dezember 2014 hingesetzt und einen Krimi geschrieben, natürlich sehr persönlich gehalten, in dem wir beide unsere Rollen unter dem eigenen Namen spielten. Im März hatte Sie Geburtstag und ich konnte ihr mal ein völlig anderes Geschenk als die üblichen Pralinen oder einen Blumenstrauß überreichen. Wie das oft so ist … erst liest man selbst, dann wird das Buch Freundinnen überlassen und die einhellige Meinung lautete, »dass musst du veröffentlichen.« Konnte ich dem Wunsch gleich so vieler Frauen widersprechen? Also habe ich mich erneut an die Bearbeitung des Manuskripts gesetzt, Passagen, die zu sehr in den persönlichen Bereich abgeglitten waren, geändert, neue Namen ersonnen und durch Glück und Zufall, einen Verlag gefunden. Der Beginn der Reihe »Senne Krimi. «


3. Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Bücher?

Als Autor geht man offenen Auges / Ohres durch die Welt. Man lernt zu sehen, zu hören. Erblicke ich eine interessante Person in einem Café oder beim Einkaufen, setze ich mich hin und beschreibe sie. Leihe mir, wenn man so will, die Hülle. Ihr später einen Charakter aufzudrücken, egal ob einen guten - bösen, ist nicht mehr so schwierig. Komme mir dann vor, als wenn ich mit Knetgummi kleine Figuren erschaffen würde. Höre beziehungsweise lese ich eine Geschichte, hinter der ich Potential vermute, wie bei meinem ersten Krimi, in der die sogenannte »Mittagsfrau« eine Rolle spielt, gehe ich ihr nach, recherchiere und mit etwas Glück wird eine Story daraus. Nicht immer ein Buch, aber da ich mich nebenher in Kurzgeschichten versuche, finden sie manchmal dort einen Platz. Mir fehlen noch zwei, dann wird ein weiteres Manuskript mit dem Titel »OWL, witzig, mystisch bis kriminell«, entstehen, was ich schon als Exposé an Verlage geschickt habe.


4. Wie lange schreiben Sie ungefähr an einem Buch?

Das ist sehr unterschiedlich und von einigen Faktoren abhängig. Von Zeit - Gelegenheit, von dem man als Pensionär mehr haben soll, als jemand, der im Beruf steht, aber auch von Lust und Laune. Manchmal geht nichts, dann wiederum stehe ich in der Nacht auf und die Worte, die im Kopf wie in einer Buchstabensuppe herumschwirren, formen sich zu Sätze - tropfen nur so auf die leeren Seiten des Schreibblockes. Länger als vier Wochen habe ich an keinem Rohmanuskript gearbeitet. Den größten Zeitanteil nehmen Überarbeitungen in Anspruch. Da veranschlage ich ein bis zwei Monate, bis ich ein lektorierbares Manuskript in den Händen halte, das meinen selbst kreierten Ansprüchen genügt.


5. Was macht Ihrer Meinung nach, Ihre Bücher besonders?

Ich versuche, in den Kriminalromanen keine Fiktionen zu beschreiben. Die Protagonisten sind Menschen wie Sie und ich, man könnte ihnen auf der Straße begegnen. Ich schreibe über reale Personen in einem realistischen Umfeld mit hohem Anteil Lokalorit, die in meiner tollen Heimat an den Quellen der Ems spielen, verstrickt in einem erfundenen Verbrechen. Das übt auf die Leserschar einen speziellen Reiz aus. Vieles ist überprüfbar und es gibt Leseratten, die fahren auf den Spuren der Geschichte Schauplätze ab und ich erhalte Post, wenn sie einmal nicht das vorfinden, was ich beschrieben habe. Jedes Buch für sich, beinhaltet einen Blick in die absurden Abgründe menschlicher Seelen und stellt somit auch ein Spiegelbild der Gesellschaft dar. Ich lasse den Leser nicht nur vor die schöne Fassade des Einfamilienhauses, eines Plattenbaus oder einer Villa blicken, sondern hinein, denn »hinter den teuersten Gardinen werden oft die bittersten Tränen geweint.«


6. Was ist Ihr Lieblingsbuch bzw. wer ist Ihr Lieblingsautor?

Oh … schwer zu beantworten und sich auf ein Genre, einen Autor festzulegen ... fast unmöglich. In der Jugend habe ich die Abenteuer von Winnetou und Kara Ben Nemsi verschlungen, bevor mich die anderen Bücher von Karl May fasziniert haben. Noch heute stehen seine gesammelten Werke im Regal. Natürlich kam ich an Dan Brown nicht vorbei, musste mir Nächte mit Jussi Adler-Olsens Kommissar Carl Mørck um die Ohren schlagen. Bin mit Jules Vernes Kapitän Nemo unter dem Meer unterwegs gewesen und in 80 Tagen um die Welt gereist. Im Regal daneben dürfen Henning Mankel, Stieg Larson, Jo Nesbø, Sebastian Fitzek … um nur einige zu nennen, nicht fehlen. Unschlagbar jedoch ist der Herr der Ringe von John Ronald Reuel Tolkien, an den ich seit Jahrzehnten, die Nummer Eins vergebe. Ich lese aber auch sehr gern Test, bedeutet; Manuskripte anderer, meist unbekannter Schriftsteller, dessen Skripts unfertig sind, so wie die meinigen, bevor ich sie bei einem Verlag einreiche. Das ist spannend und inspirierend zugleich, vor allem bin ich nicht nur »Leser.« Dabei suche ich nach Stellen, wo es an Logik fehlt, fehlerhaften Szenen, nicht nachvollziehbare Sprünge, die vom Autor aus »Betriebsblindheit« … übersehen wurden. Ich kann ihm das in einer Kurzrezension oder als Kommentar in seinen Text einfügen und somit gestalte ich auch bei einem fremden Buch mit. Manchmal braucht es nur wenige Änderungen im Satz, um aus einem faden einen spannenden zu schreiben. Empfinde das als eine Art der Weiterbildung.


7. Welchen Charakter aus Ihrem Buch ähneln Sie am meisten?

Eindeutig Andrè, denn die Figur habe ich nicht erfinden müssen. Er ist der Typ, der mir morgens im Spiegel entgegenblickt, mich oft erschreckt und der mir deutlich vor Augen führt, dass ich älter werde. Er jagd mir gelegentlich Angst ein, wenn er zum Beispiel draufgängerisch ist, sich in Gefahr begibt. Dann ist er wieder besonnen, selten launisch, gradlinig, ist Pünktlichkeitsfanatiker und von Grund auf ehrlich, dabei jeder Zeit für einen Scherz zu haben. Seine Freundin kennt ihn in allen Facetten, weiß ihn zu nehmen. Manchmal kuscht er vor ihr … wie im wirklichen Leben. Das macht ihn authentisch. Man könnte mit ihm befreundet sein.


8. Was motiviert Sie immer wieder weiter zu schreiben?

Meine Motivation sehe ich im Spaß, den ich beim Schreiben empfinde. Ich entwickele dabei eine Leidenschaft, die man zwar leicht zeigen, jedoch schwer erklären kann. Seitdem habe ich eine Menge Herzblut in jedes Projekt investiert, und viel dazugelernt und die Leserschar, dankt es mir auf unterschiedliche Art und Weise. Das muss sich nicht zwangsläufig in Verkaufszahlen niederschlagen, allerdings bekomme ich im direkten Kontakt, zum Beispiel bei einer Lesung, einiges zurück. Das ist Motivation und Antrieb zum Durchhalten zugleich.


9. Schreiben Sie immer nach einem bestimmten Schema (z.B. immer zur gleichen Zeit und am gleichem Ort) oder einfach nach Lust und Laune?

Beim Arbeiten an einem Manuskript gibt es bei mir keine Routinen, weder individuelle Tricks noch Eigenarten, die mir helfen. Einen Spleen vielleicht, nennen Sie es auch von mir aus Aberglaube, denn erst ab der Veröffentlichung des vorherigen Buches, nicht einen Augenblick vorher, gehe ich auf die Suche nach einer neuen Idee. Geh dann nie ohne einen kleinen Notizblock aus dem Haus oder nutze das Diktiergerät des Handys. Wenn ich der Meinung bin, die Geschichte ist gut, erstelle ich ein Denkbrett. Darin setze ich die Protagonisten grafisch in Relation. Der nächste Schritt, Szenen abstecken, die ich in einem Krimi-Plot unterbringe und dabei den Spannungsbogen festlege. Da ich mit Papyrus Autor arbeite, stehen mir alle Features in einem Programm zur Verfügung und ich brauche die Wände des Büros, wie bei den ersten Büchern, nicht mit Post Hits vollhängen. Und dann, meist im Frühjahrsurlaub mit an der Nordsee, wo die Salz Luft, der Wind, Meeresrauschen und gemütliche Abende für einen freien Kopf sorgen, beginne ich draufloszuschreiben. Ok, einige Szenen schreibe ich eher, weil ich Angst habe, sie wieder zu vergessen. Wie den Start des neuen Krimis zum Beispiel. Ohne diese Struktur geht’s nicht. Dabei sitze ich in der eigenen Wohnung, bei der Freundin zu Hause, im Wintergarten oder vor der Gartenhütte, wenn der Rasenmäher-Roboter seine Aufgaben erfüllt, die eigentlich mir zugedacht waren. Ich setz mir Fristen, so dass es für Außenstehende aussieht, als folge ich einer strengen Systematik. Dem ist nicht so, denn meine mir gesetzten Auflagen lassen viel Spielraum, den ich für kreative Ideen brauche. Es gibt Tage, da geht nichts … na und, dafür wache ich in der darauf folgenden Nacht auf, und die Worte fließen einfach so in den Rechner. So war es bei allen Bisherigen und so wird es auch vermutlich beim nächsten sein.


10. Was gefällt Ihnen am besten am »Autoren Dasein«, was ist nicht so schön?

Ich liebe es, vor Publikum aus Werken zu rezitieren. Egal ob in einem Buchladen, im Kurhaus, vor Literatur Kursen an Schulen, in Kirchen oder wie neuerdings in Wohnzimmern. Toll und spannend zugleich die Situation Auge in Auge mit den Lesern zu sitzen, Reaktionen in Echtzeit zu bekommen. Mir gefallen Rezensionen meiner Bücher, denn ich habe gelernt, mit fachlicher Kritik umzugehen. Manchmal jedoch, meist wenn ich am liebsten den Spruch anbringen möchte, »was juckt es die Eiche …«, gibt es unschöne Erlebnisse. Dann juckt es eben doch, vor allem bei lauwarmer Kritik im Zusammenhang mit den berühmten drei Sternchen bei Amazon. Nicht Fisch – nicht Fleisch. Aussagekraft gleich Null. Echte, ernstgemeinte Anmerkungen hingegen bringen mich als Autor weiter.


11. Sie haben schon mal geschrieben, dass Sie am nächsten Senne Krimi arbeiten. Können Sie schon erste Details verraten?

Der ständige Begleiter ist aktuell neben Kindern, Enkelkindern und Freundin, ein Schreibblock. Der Arbeitstitel steht bereits. Schenke ich der im Kopf herumspukenden Idee Glauben, dann geht es um einen Banküberfall, der vor einigen Jahren eigentlich nicht geplant war. Geld, das verschwunden bleibt, eine Höhle, und um jemanden, der versucht die damaligen Verbrecher zu finden, um ihnen die Beute abzujagen. Mittendrin, wie in allen meinen Büchern, das erfolgreiche Ermittlerteam aus der Domstadt, Vincent Blohm und Melanie Schwarz, von der man Neuigkeiten aus ihrer Vergangenheit erfahren wird. Der Täter allerdings läuft noch immer frei herum und die Kommissare tappen wie so oft im Dunkeln. So viel sei verraten.


Vielen Dank!


Ihr wollt mehr über Werner Pfeil erfahren? Lest meine Rezension zu seinem neuem Buch "Kat im Watt" oder besucht seine Autoren Homepage!


Autoreninterviews sind immer eine gute Möglichkeit mehr über der person "hinter dem Buch" zu erfahren. Was ist euch dabei wichtig und was wollt ihr gerne wissen? Teilt es in den Kommentaren!

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